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Trauermücken und feuchte Erde - ein Gerücht?

Gedruckt von: Tropenland
Kategorie: Rund um Pflanzen
Forumname: Schädlinge / Krankheiten
Beschreibung:
URL: http://www.tropenland.at/forum/forum_posts.asp?TID=10613
Druckdatum: 19-Apr-2024 um 19:32


Thema: Trauermücken und feuchte Erde - ein Gerücht?
Erstellt von: Phlashbugher
Betreff: Trauermücken und feuchte Erde - ein Gerücht?
Erstelldatum: 29-Dez-2009 um 23:53
Hallo allerseits, ich muss mal einen neuen Thread aufmachen, ich beobachte hier wohl was ganz seltsames...

Alles fing damit an, dass vor einigen Wochen meine Passiflora-Keimlinge rauskamen. Sieben von acht Samen keimten und kamen aus der gut feuchten Anzuchterde, aber einer davon kippte nach einigen Tagen um und ging ein. Die anderen wuchsen aber munter weiter. Die Reste des kaputten Keimlings ließ ich einfach liegen, um die anderen Keimlinge nicht zu stören.

Einige Zeit später aber bemerkte ich, dass die abgestorbenen Pflanzenteile  langsam verschwanden. Dabei entdeckte ich dann auch kleine durchsichtige Würmer auf der Oberfläche des Substrates, etwa ½ cm groß. Von der Optik könnten es Trauermücken-Larven sein, was auch dazu passen würde, dass neuerdings immer mal wieder ein paar dieser Quälgeister hier herum fliegen. Bis zu diesem Punkt ist die Geschichte ja noch einigermaßen einleuchtend.

Was ich jetzt aber nicht so ganz verstehe: die ausgewachsenen Trauermücken halten sich niemals auch nur annähernd in der Nähe des Passi-Kindergartens auf. Stattdessen sitzen sie fast immer auf einem ca. 60cm weit entfernten Topf, in dem irgend so ein Sedum-Kraut wächst. Da dieses aber nicht gerade viel Wasser braucht, wird es entsprechend selten gegossen, so dass die Erde meistens regelrecht staubtrocken ist. Und das, wo immer behauptet wird, dass Trauermücken feuchte Erde lieben...

Nun also meine Theorie: Trauermücken selbst (also die fliegenden Exemplare) mögen Feuchtigkeit gar nicht so gerne, und halten sich lieber in trockeneren Regionen auf. Nur zur Ablage ihrer Eier gehen sie kurzfristig zur feuchten Erde hin, weil die Larven solche Bedingungen brauchen. Oder anders ausgedrückt, wollen die sich wohl einfach nicht im zukünftigen Kinderzimmer paaren.

Mich würden jetzt mal eure Erfahrungen interessieren, denn Trauermücken sind ja nun ein recht verbreitetes Phänomen. Konntet ihr schon mal etwas ähnliches beobachten, oder waren bei euch die Fluginsekten immer auf bzw. in unmittelbarer Nähe des befallenen Substrates? Tipps zur Bekämpfung brauche ich übrigens nicht, dafür gibt es ja genügend andere Themen. Außerdem kriege ich die recht gut selbst dezimiert, weil die sich wie gesagt immer an gleicher Stelle versammeln (dort leben sie nicht lang LOL )

Viele Grüße,
Phlashbugher


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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. (Albert Einstein)



Antworten:
Erstellt von: Mycelio
Erstelldatum: 30-Dez-2009 um 16:59
Hallo,
 
ich kann das nicht ganz bestätigen. Neben Pflanzen züchte ich auch Speisepilze und dabei hat man viel größere Probleme mit den kleinen Biestern. Bei mir befinden sie sich sowohl in der Nähe der feuchten Erde bzw. beim Pilzsubstrat, als auch etwas entfernt am Fenster, an der Wand oder sonstwo. Ich erkläre mir das so, daß die erwachsenen Trauermücken fast blind sind (sonst könnte man sie ja nicht so leicht fangen) und sich - wie viele andere Insekten - hauptsächlich am Geruch orientieren. Wenn dann so ein Weibchen seine Pheromone verströmt, um ein Männchen anzulocken und sich zu paaren, ist es natürlich praktischer, wenn es das an einem Ort macht, der nicht selbst alle möglichen Gerüche verströmt. In feuchter Erde gedeihen ja neben Pflanzen noch diverse harmlose Algen, Pilze und Bakterien, die alle vor sich hin duften und paarungsbereite Männchen verwirren können. Zur Eiablage wird dann natürlich wieder das feuchte Substrat aufgesucht.
 
Grüße, Carsten


Erstellt von: Phlashbugher
Erstelldatum: 04-Jan-2010 um 23:20
Hi Mycelio, und danke für deine Meinung!

Das könnte durchaus eine Erklärung sein. Dann können sich männliche und weibliche Trauermücken also quasi "nicht riechen", wenn sie sich in der Nähe von feuchter Erde befinden. Aber sie müssen dann auch irgendwie diesen einen Topf markiert haben, denn sie versammeln sich wirklich fast ausschließlich dort, obwohl noch einige andere Sedum-Töpfe in der Nähe stehen.

Dann ist es vielleicht doch nicht so außergewöhnlich, was ich hier beobachte. Will noch jemand seinen Senf dazu tun, oder wird Mycelios Theorie von jedem akzeptiert?

LG Phlashbugher




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Erstellt von: Wibbelstetz
Erstelldatum: 20-Feb-2010 um 17:44
Original erstellt von: Mycelio

Hallo,
 

...Ich erkläre mir das so, daß die erwachsenen Trauermücken fast blind sind (sonst könnte man sie ja nicht so leicht fangen) und sich - wie viele andere Insekten - hauptsächlich am Geruch orientieren....

 

Grüße, Carsten


Wenn man den Gedanken weiterverfolgt, wären dann die bekannten Gelbsticker .. also Leimfallen mit spezieller Lockfarbe, die (Laut Aufdruck der Verpackung) giftfrei und geruchlos nur effektiv weil so eine Trauermücke aus versehen gegenfliegt?
Wobei fast blind ist ja nicht ganz blind. Vielleicht müssen diese Lockfarben ja so krass gelb sein.


Erstellt von: Phlashbugher
Erstelldatum: 20-Feb-2010 um 18:01
Wibbelstetz,

die sind geruchlos für dich, nicht für die Trauermücken Big%20smile Aber auch die Farbe hat Signalwirkung, sonst wären die nicht immer gelb.

Gruß Phlashbugher


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Erstellt von: Wibbelstetz
Erstelldatum: 20-Feb-2010 um 19:14
Hmmm ok, wieder was gelernt.
Vielleicht vertrau ich ja auch zu sehr den Herstellern dieser Dinge.
Ich dachte, wenn die geruchlos draufschreiben ist des auch für alle so.
Schliesslich hab ich Katzen und hätte Panik dass mein dicker, verfressener Kater an dem Plastik rumknabbert wenn es lecker riecht.


Erstellt von: Mycelio
Erstelldatum: 21-Feb-2010 um 19:34
Also ich bin mir ziemlich sicher, daß Gelbtafeln nicht mit Duftstoffen versetzt werden und daß noch kein Duftstoff gefunden wurde, der Trauermücken anlockt. Das wäre zu schön, dann könnte man wirksame Fallen konstruieren. Teste selbst gerade Gelbtafeln in meinen beiden Pilzgewächshäusern und muß berichten, daß dort nur Trauermücken dranfliegen, wenn die Gelbtafeln da hängen, wo das Licht herkommt. An der Lichtabgewandten Seite aufgehängt, kleben fast überhaupt keine Mücken dran. Sieht also so aus, als ob sie wirklich nur schlecht sehen können und das grelle Gelb nur wahrnehmen, wenn sie sowieso schon in der Nähe rumflattern. Es kleben ja auch nie alle TM an den Tafeln, immer nur ein geringer Teil der Gesamtpopulation.
 
Grüße, Carsten


Erstellt von: Phlashbugher
Erstelldatum: 21-Feb-2010 um 19:53
Wer weiß, vielleicht haben die Gelbtafel-Produzenten mit Sedum-Extrakt experimentiert, die TMn scheinen das wohl zu mögen. Ich hatte die Töpfe kürzlich in ein anderes Zimmer verfrachtet, und der Großteil der TMn ist mit umgezogen...

Ich habe hier im Forum irgendwo einen Gelbtafel-Vergleichstest gesehen, da waren ziemlich große Unterschiede zwischen den beiden getesteten Marken, trotz vergleichbarer Bedingungen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das mit einem Duftstoff zusammen hängt - oder mit dem Farbspektrum des verwendeten Farbstoffes. Aber die Firmen werden uns das "Geheimnis" ihrer Gelbtafeln sicher nicht so einfach verraten...

Gruß Phlashbugher


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Erstellt von: vöcklamalus
Erstelldatum: 22-Feb-2010 um 10:44
Hallo
 
Gebrauchte Gelbtafeln lege ich auf einen glatten Karton und schabe sie mit einer Spachtel ab. Den Leimrest entferne ich mit Multiöl Spray und Zeitungspapier. Die Tafeln lassen sich so mehr als 20x wieder verwenden. Mit einem Holzspan bestreiche ich die gereinigten Tafeln neu mit Raupenleim.
 aus der Dose
 
Im November traten bei meinen Zimmerpflanzen Trauermücken auf. Sie verfingen sich recht schnell auf den nachgestrichenen Gelbtafeln.
 
Gruß Hans


Erstellt von: Mycelio
Erstelldatum: 22-Feb-2010 um 15:01
Hatte mir exta nach dem Lesen des Vergleichtests die guten Gelbtafeln besorgt, mich aber über den hohen Preis geärgert.
 
Danke für den Tip mit dem Raupenleim, Hans!
 
 
Ansonsten muß ich mich korrigieren. Der Sexuallockstoff der Trauermückenweibchen wurde schon vor über 30 Jahren gefunden. Seltsam, daß es keine Duftfallen wie für Motten im Handel gibt. In einigen Publikationen wird Heptadekan genannt. Dieser Stoff müßte nach meinem Verständnis aber bei Zimmertemperatur fest sein, wäre also nur schwierig anzuwenden. In den Gelbtafeln kann er nicht sein, sonst würden hauptsächlich die kleinen, dünnen Männchen drankleben. Bei meinen sehe ich vorwiegend fette Weibchen.
 
Haben wir hier einen Chemiker, der uns mehr über Heptadekan verraten könnte, also Bezugsquellen und Einsatzmöglichkeiten?
 
 
@Phlashbugher
Kann es sein, daß bei deinem so beliebten Sedum irgendwas im Topf fault und dadurch die Mücken angelockt werden?
 
Grüße, Carsten


Erstellt von: vöcklamalus
Erstelldatum: 22-Feb-2010 um 17:44
Hallo Carsten
 
Wäre noch zu sagen, dass der Raupenleim mit einer Holzspachtel ganz dünn aufgetragen werden kann.
 
gutes Gelingen
 
hans


Erstellt von: Phlashbugher
Erstelldatum: 22-Feb-2010 um 20:22
Original erstellt von: Mycelio

Kann es sein, daß bei deinem so beliebten Sedum irgendwas im Topf fault und dadurch die Mücken angelockt werden?
Könnte sein, sind Blattstecklinge gewesen. Die alten Blätter sind zusammen geschrumpelt, nachdem Wurzeln und ein neuer Trieb raus kamen. Aber ich glaube, dass die eher vertrocknet sind als weggefault, die stehen wirklich sehr trocken.

Wie gesagt, ich glaub kaum dass die dem Sedum was tun, weil das Substrat zu trocken ist für die Larven. Und seitdem sie in einem anderen Zimmer stehen hab ich auch keine Angst mehr um meine jungen Keimlinge.

Zum Thema Feststoffe, die können durchaus ebenfalls langsam vergasen. Das nennt man "Sublimation". Kann man speziell bei Jod sehr gut sehen (bei kristallinem, nicht der Desinfektions-Tinktur). Ansonsten: Chemiker fragen Big%20smile

Gruß Phlashbugher


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Erstellt von: Wibbelstetz
Erstelldatum: 22-Mär-2010 um 19:33
Also ich habe mich inzwischen meiner Plage erwehrt.
Ob erfolgreich wird sich zeigen müssen.
Dabei ist mir allerdings aufgefallen, dass die Feuchtigkeit des Bodens ein extremes Kriterium für die Masse der kleinen "Glaswürmchen" ist.
Situation: Gleiches Fenster, gleiche Erde und gleiche Keimlinge in einer zweigeteilten Dose eine bekannten Gummibärenherstellers mit durchsichtigem Deckel als "Gewächshaus". Allerdings hab ich ungewollt die eine Erde doch was mehr gegossen *hust* und dachte ich hätt' die armen Keimlinge schon versoffen.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe in der klatschnassen Erde mehr Trauermückenlarven gehabt als in der trockenen. Da beide Teile sich die Luftfeuchtigkeit teilten und miteinander verbunden waren, konnte ich Kriechspuren über den beschlagenen Deckel sehen ...
Also egal was die ausgewachsenen Trauermücken an Erde toll finden, die Larven stehn auf klatschnass.

Na ja und wenn ich mir überlege, dass ich eine Trauermücke bin. Dann steh ich irgendwie nicht so auf klatschnasse Erde an der möglicherweise auch noch meine feinen Flügel hängen bleiben


Erstellt von: Phlashbugher
Erstelldatum: 24-Mär-2010 um 15:43
Hallo Wibbelstetz!

in einer zweigeteilten Dose eine bekannten Gummibärenherstellers mit durchsichtigem Deckel
Ob da wohl die goldigen Bären eines gewissen Hans Riegel aus Bonn drin waren? Big%20smile
dachte ich hätt' die armen Keimlinge schon versoffen
Ist bei Keimlingen noch nicht so schlimm, die verkraften es meist noch ganz gut, wenn es untenrum etwas feuchter ist. Da wachsen die Wurzeln noch schneller als sie schimmeln können.

Ich bin meine TM mittlerweile auch so ziemlich los. Hatte ja schon geschrieben, dass die alle mit den Sedum-Töpfen in ein anderes Zimmer umgesiedelt waren. Eine Gelbtafel dazwischen, und nach kurzer Zeit waren alle da dran. Und die sind tatsächlich auch am oberen Rand der Gelbtafel hängen geblieben, wo eigentlich gar kein Leim drauf war. Nur weil ich da mit klebrigen Fingern hin gefasst hatte! So viel mal zu den feinen Flügeln Approve

Nun ja, weil das Substrat aber so trocken war, dass sich die "Glaswürmchen" da drin gar nicht wohl gefühlt haben dürften, sind auch keine TM mehr nach gekommen, so dass sie bei mir praktisch ausgestorben sind...

Fazit dieses Threads ist also: Feuchte Erde mögen nur die TM-Larven, die Mücken selbst fühlen sich von anderen Dingen angezogen. Und zumindest die Farbe Gelb scheinen sie wohl zu erkennen, selbst wenn sie ansonsten möglicherweise nicht so viel sehen können.

Gruß Phlashbugher



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Erstellt von: stachelbeere
Erstelldatum: 06-Mai-2010 um 23:56
Hi!
Da ich auch einen Trauermücken-Fall habe Ärger, versuche ich es auch mal mit Erde trockener halten, mal sehen, was passiert... Denn bei mir schwirren die Mücken anscheinend gerne um die feuchte Erde herum, zur Pflanze in der Nähe, die trockener ist, da durstiger, verirren sich die Biester nur selten.

Stachelbeere


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Gruß, Stachelbeere

Wir haben uns die Erde nicht unterworfen. Wir haben ihr nur tiefe Wunden geschlagen. G. Simmel


Erstellt von: thaller
Erstelldatum: 07-Mai-2010 um 10:06
Ich denke auch nicht, dass Gelbtafeln mit Duftstoffen versehen sind. Schon allein weil es für die Hersteller ja keinen Grund gäbe das zu verheimlichen. Das wäre ja ein Pluspunkt für das Produkt

Aber die Viecher reagieren offensichtlich wirklich sehr gut auf bestimmte Gerüche. Bei mir funktioniert das "Apfelsaft-Rezept" zum Teil besser als Gelbtafeln- wobei das von Mischung zu Mischung z.T. stark variiert. Leider weiß ich nicht ob das am Mischverhältnis liegt oder an den Zutaten. Letztens habe ich einen Apfel-Kräuter-Saft genommen, einen kleinen Schuss Balsamico (hab kein Essig ) und einen Schuss Spüli und die Fliegen sind in Scharen ins Glas geflogen... die Duftmischung war wohl unwiderstehlich. Zumindest denke ich nicht, dass es die Farbe war, die hatte nicht mal ansatzweise eine solche Signalwirkung wie die der Gelbtafeln.

Die Theorie, dass die Tiere fast blind sind und sich mehr am Geruch orientieren finde ich sehr plausibel.



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